August Gottlieb Spangenberg

Gottlieb August Spangenberg, Kupferstich von Johann Gotthard Müller (1788) nach einem Gemälde von Anton Graff

August Gottlieb Spangenberg (* 25. Juli 1704 in Klettenberg, Grafschaft Hohenstein; † 18. September 1792 in Berthelsdorf, Kurfürstentum Sachsen) war der zweite Stifter der Evangelischen Brüderunität. Er wurde allgemein „Bruder Josef“ genannt, eben weil er sich – wie Josef im Ersten Buch Mose der Bibel – um seine Brüder gekümmert hat.

Leben

Spangenberg, ein Sohn des Pastors Georg Spangenberg (1665–1713), studierte an der Universität Jena Theologie und erhielt 1732 an der theologischen Fakultät der Universität Halle eine Anstellung als Adjunkt. Als solcher wurde Spangenberg an die Franckeschen Stiftungen berufen und wirkte dort als Inspektor des Waisenhauses.

Nachdem er 1733 auf Befehl des Königs aus Halle vertrieben worden war, schloss sich Spangenberg der Brüdergemeine an und unternahm im Lauf der nächsten Jahre mehrere Missionsreisen durch Europa und die englischen Kolonien in Amerika. 1744 berief die Brüder-Unität Spangenberg zum Bischof und 1762, nach Nikolaus Ludwig von Zinzendorfs Tod, wurde er dessen Nachfolger.

Im Alter von 88 Jahren starb August Gottlieb Spangenberg am 18. September 1792 in Berthelsdorf bei Herrnhut.

Bedeutung

Dank seiner langjährigen, rastlosen Tätigkeit hat Spangenberg als „Krisenmanager“ wie auch als „Stratege der Kolonieprojekte“ und „mäßigende Stimme alltagspraktischer Vernunft“[1] den Werdegang der Brüdergemeine nachhaltig geprägt. Zinzendorfs Sonderlehren spürbar abmildernd und vermehrt auf Verkirchlichung bedacht, hat er ihr eine „gefestigte theologische […] Ausrichtung“ verliehen.[2]

Werke

  • Leben Zinzendorfs. Barby 1772/1774 (4 Bde.)
  • Idea fidei fratrum, oder kurzer Begriff der christlichen Lehre in der Brüdergemeine. Barby 1779

Quellen

  • August Gottlieb Spangenberg: Von der Arbeit der evangelischen Brüder unter den Heiden, Barby 1782. – Auszug in: Werner Raupp (Hrsg.): Mission in Quellentexten. Geschichte der Deutschen Evangelischen Mission von der Reformation bis zur Weltmissionskonferenz Edinburgh 1910, Erlangen/Bad Liebenzell 1990 (ISBN 3-87214-238-0 / 3-88002-424-3), S. 172–178 (einschl. Einführung u. Lit.).

Gedenktag

18. September im Evangelischen Namenkalender.[3]

Literatur

  • Carl F. Ledderhose (Hrsg.): Leben August Gottlieb Spangenbergs, Bischof der Brüdergemeine. Heidelberg 1846
  • Karl Friedrich Ledderhose: August Gottlieb Spangenberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 33–37.
  • Georg C. Knapp: Beiträge zur Lebensgeschichte August Gottlieb Spangenbergs. Druckerei des Waisenhauses, Halle 1884
  • Norman B. Springlane: Spangenberg, August Gottlieb. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 872–874 (Artikel/Artikelanfang im Internet-Archive).
  • Heinrich Doering: Die gelehrten Theologen Deutschlands im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Verlag Johann Karl Gottfried Wagner, 1835, Neustadt an der Orla, Band 4, S. 247, (Online)
  • August Gottlieb Spangenberg. In: Blätter des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde e.V. v. 2006. Im Selbstverlag des Vereins, S. 137 f.
  • Friedrich Wilhelm GrafSpangenberg, August Gottlieb. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 628 f. (Digitalisat).

Weblinks

Commons: August Gottlieb Spangenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Friedrich Wilhelm Graf, 2010 (w.o., Lit.), S. 629.
  2. Werner Raupp, 1990 (w.o., Quellen), S. 172.
  3. August Gottlieb Spangenberg im Ökumenischen Heiligenlexikon
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Personendaten
NAME Spangenberg, August Gottlieb
KURZBESCHREIBUNG Bischof und zweiter Stifter der Evangelischen Brüderunität
GEBURTSDATUM 25. Juli 1704
GEBURTSORT Klettenberg, Grafschaft Hohenstein
STERBEDATUM 18. September 1792
STERBEORT Berthelsdorf, Kurfürstentum Sachsen