Fiat 600 (1955–1969)

Fiat
Fiat 600 (1959)
Fiat 600 (1959)
Fiat 600 (1959)
600
Verkaufsbezeichnung: 600 / 770
Produktionszeitraum: 1955–1969
Klasse: Kleinwagen, Minivan
Karosserieversionen: Limousine
Motoren: Ottomotoren:
0,63–0,77 Liter
(16–23,5 kW)
Länge: 3285–3535 mm
Breite: 1380–1450 mm
Höhe: 1345–1520 mm
Radstand: 2000–2200 mm
Leergewicht: 577–750 kg
Vorgängermodell 500 Topolino
Nachfolgemodell Fiat 850
Heckansicht
Motorraum
Fiat 600 Multipla[1]
Fiat Abarth 1000 TC, Baujahr 1970, auf Basis des Fiat 600

Der Fiat 600 (auch „Seicento“) ist ein Kleinwagen des italienischen Pkw-Herstellers Fiat. Der Wagen wurde 1955 auf dem Auto-Salon in Genf vorgestellt.[2] Die Produktion startete noch im selben Jahr. Das Fahrzeug begründete den Erfolg der Marke in den 1950er- und 1960er-Jahren.

Er war neben dem kleinen Fiat Nuova 500 das erste der kleinen Modelle des Fiat-Konzerns. Das Ziel war, möglichst wenig Blech zu verbrauchen, das damals in Italien noch knapp und teuer war. Mit Heckantrieb und einem neu konstruierten Heckmotor ausgerüstet, wurde der 600 damals eine Art Familienwagen, denn bei nur 3,29 m Länge und 1,40 m Breite konnte er doch vier Personen befördern.

Technik

Der Fiat 600 hatte eine selbsttragende Karosserie.[2] Die ersten 600er hatten sogenannte Selbstmördertüren.[3] Das Fahrwerk hatte vier einzeln aufgehängte Räder; vorn mit Dreiecksquerlenkern und einer Querblattfeder, hinten mit Federbeinen und Längslenkern.[2]

Bei anfangs 633 cm³ und 23 PS aus einem wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor erreichte der 600 fast 110 km/h, die auch weite Strecken mit annehmbarer Durchschnittsgeschwindigkeit zurücklegen ließen.[3]

Varianten

1956 kam der erste von Dante Giacosa konstruierte[4] Fiat 600 Multipla auf den Markt, ein viertüriger Sechssitzer, dessen Front verlängert und vergrößert worden war. Er war einer der ersten Pkw in Frontlenkerbauweise. Neben der Ausführung als Sechssitzer gab es einen kleinen Campingbus, mit dem vier bis fünf Personen befördert werden konnten, sowie eine spezielle Taxivariante.

Die Carrozzeria Savio stellte von 1965 bis 1975 den Fiat 600 Savio Jungla her – ein kleines, offenes Spaßauto, von dem etwa 3200 Stück entstanden.

In Spanien erschien ein viertüriges Modell als Seat 800, das von 1963 bis 1967 in Barcelona gebaut wurde. Beinahe 18.000 Fahrzeuge wurden in dieser Zeit hergestellt, die in vielen Fällen als Taxi fuhren. Der Seat 800 ist 30 cm länger als die Basisversion Seat 770, hatte aber auch dessen 767-cm³-Motor.

In Argentinien bot Sevel Argentina den Fiat 600 an.

Der Fiat 600 war das Vorbild für den sowjetischen SAS-965 „Saporoshez“.[5]

Modellpolitik

Der Erfolg des 600 führte dazu, dass er auch in Spanien als Seat 600 (Seiscientos), in Jugoslawien als Zastava 750 (Kosename: Fićo) und in Deutschland als NSU-Fiat Jagst mit Stoffschiebedach gebaut wurde. Diese Version wurde von den „Neckar-Automobilwerken AG“ (früher „NSU-Fiat“ und „Neckar Automobil AG“) in Heilbronn auch für den Export gebaut.[6]

Nach der Einführung des Fiat 850 (1964) führte der 600 mehr und mehr ein Schattendasein. Zwischen Fiat 500 und Fiat 850 positioniert schrumpften seine Verkaufszahlen. In Italien wurde seine Produktion 1969 eingestellt. Aber bis in die 1970er-Jahre gab es eine deutsche Fangemeinde, die immer wieder bestellte, zuerst den „770 Jagst“ und dann den „Jagst 2“, zuletzt den in Deutschland als Fiat 770 S angebotenen Seat, der laut Fahrzeugpapieren bei Seat in Barcelona gebaut wurde.

In Deutschland wurde der Fiat 770 erst nach der Einstellung der Produktion in Spanien im Jahr 1973 endgültig aus dem Angebot genommen. Noch wesentlich länger wurde der Zastava gebaut, zuletzt mit auf 850 cm³ vergrößertem Motor. Der Zastava 850 ist also ein Fiat 600 mit einem 850-cm³-Motor, nicht etwa eine jugoslawische Version des (größeren und moderneren) Fiat 850. Erst 1985 wurde die Produktion des Wagens endgültig eingestellt. Billigstes Modell in Jugoslawien war fortan der Zastava Yugo.

1998 erschien der Fiat Seicento, der den Namen des traditionsreichen Wagens wiederbelebt hat, aber eine andere, modernere Konstruktion mit Frontantrieb ist.

  • Deutscher NSU-Fiat Jagst
    Deutscher NSU-Fiat Jagst
  • Österreichischer Steyr-Fiat 600
    Österreichischer Steyr-Fiat 600
  • Spanischer Seat 600
    Spanischer Seat 600
  • Uruguayischer Fiat 600 S
    Uruguayischer Fiat 600 S
  • Viertüriger Seat 800
    Viertüriger Seat 800
  • Jugoslawischer Zastava 850
    Jugoslawischer Zastava 850
  • Kofferraum
    Kofferraum
  • Fiat 600 mit Einradanhänger
    Fiat 600 mit Einradanhänger
  • Fiat 600 Multipla Abarth
    Fiat 600 Multipla Abarth
  • Fiat 600 Multipla als Taxi
    Fiat 600 Multipla als Taxi
  • Fiat 600 Multipla als Feuerwehrfahrzeug in Monaco
    Fiat 600 Multipla als Feuerwehrfahrzeug in Monaco
  • Fiat Multipla als Kleintransporter
    Fiat Multipla als Kleintransporter
  • Interieur
    Interieur
  • Interieur (Rechtslenker)
    Interieur (Rechtslenker)
  • Fiat 600 T Kastenwagen
    Fiat 600 T Kastenwagen

Modellgeschichte

  • 1955 Produktionsstart als Limousine mit festem Dach
  • 1956 auch als Cabrio-Limousine mit Stoffdach, Hörnern an Stoßstangen und Weißwandreifen erhältlich, Produktionsstart NSU-Fiat Jagst
  • 1957 Kurbelfenster statt Schiebefenster, neue Heckleuchten und Radkappen
  • 1958 seitliche Zierleisten
  • 1959 Motorleistung nun 20 statt 19 PS, vordere Blinker unter den Scheinwerfern statt auf den Kotflügeln
  • 1960 600 D und NSU-Fiat Jagst 770 mit mehr Hubraum und 25 PS
  • 1964 Türen vorne angeschlagen, NSU-Fiat Jagst 2 mit festem Dach
  • 1965 größere Scheinwerfer
Technische Daten Fiat 600
Technische Daten Fiat 600
Fiat 600: 633 cm3 600 D Seat 800 600 S[7] Multipla 600 D Multipla
Motor: 4-Zylinder-Reihenmotor (Viertakt)
Hubraum: 633 cm³ 767 cm³ 843 cm³ 633 cm³ 767 cm³
Bohrung × Hub: 60 × 56 mm 62 × 63,5 mm 65 × 63,5 mm 60 × 56 mm 62 × 63,5 mm
Leistung bei 1/min: 16 kW[8]
(21,5 PS nach DIN)
bei 4600
23,5 kW
(32 SAE-PS) bei 4800
24 kW
(32 PS nach DIN)
bei 4800
16 kW
(21,5 PS)
bei 4600
23,5 kW
(32 SAE-PS) bei 4800
Max. Drehmoment bei 1/min: 45 Nm bei 3250 56 Nm bei 2800 51 Nm bei 3000 45 Nm bei 3250 56 Nm bei 2800
Verdichtung: 7,5:1 7,4:1 7,5:1
Gemischaufbereitung: 1 Fallstromvergaser
Weber 26 IM
1 Fallstromvergaser
Weber 28 PIB3
1 Fallstromvergaser
Bressel/Galileo 28 CP 10
1 Fallstromvergaser
Weber 26 IM
1 Fallstromvergaser
Weber 28 PIB3
Ventilsteuerung: hängende Ventile, seitliche Nockenwelle, Kette
Kühlung: Wasserkühlung
Getriebe: 4-Gang-Getriebe, Knüppelschaltung
Radaufhängung vorn: Querblattfeder unten, Dreieckslenker oben je zwei ungleich lange Dreieckslenker, Schraubenfedern
Radaufhängung hinten: Schräglenkerachse[8] und Schraubenfedern
Bremsen: Vierrad-Trommelbremsen
Lenkung: Schnecke und Zahnradsektor Schnecke und Rolle
Karosserie: Stahlblech, selbsttragend
Spurweite vorn/hinten: 1150/1160 mm 1230/1157 mm
Radstand: 2000 mm 2180 mm 2000 mm 2200 mm
Abmessungen: 3285 × 1380 × 1345 mm 3475 × 1380 × 1350 mm 3355 × 1380 × 1405 mm 3535 × 1450 × 1520 mm
Leergewicht: 577 kg 615 kg 635 kg 625 kg 720 kg 750 kg
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h 110 km/h 95 km/h 105 km/h
0–100 km/h: nicht angegeben
Verbrauch (Liter/100 Kilometer, CUNA-Norm): 5–7 N 5,8 N 6,5 N 5,8 N 6–8 N 6,85 N

Literatur

Commons: Fiat 600 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Fiat 770 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Der bessere Fiat 500 für weniger Geld Motor-Klassik, 2015
  • Fiat 600 Freunde Deutschland
  • Restaurationsbericht Steyr-Fiat 600 – 1957

Einzelnachweise

  1. The Bruce Weiner Microcar Museum: Fiat 600 Multipla. 2008, abgerufen am 11. Juni 2023 (englisch). 
  2. a b c Kai Klauder: 60 Jahre Fiat 600: Der bessere Fiat 500 für weniger Geld. In: auto-motor-und-sport.de (Motor-Klassik). 6. März 2015, abgerufen am 30. Dezember 2023. 
  3. a b Auto Motor und Sport, Werner Oswald: Fiat 600. 28. Mai 1955, S. 14–17, abgerufen am 4. Februar 2023. 
  4. Oldtimer Praxis, Ausgabe November 2008, S. 29.
  5. Volksfiatowitsch. In: Der Spiegel. Nr. 30, 1960 (online – 20. Juli 1960, über das Erstmodell von Saporoshez). 
  6. „Ab 1959 firmiert NSU-Fiat als „Neckar Automobil AG“, im Export auch als „Neckar Automobilwerke AG“.“ In: zuckerfabrik24
  7. Annamaria Lösch (Hrsg.): World Cars 1982. L'Editrice dell'Automobile LEA/Herald Books, Pelham, NY 1982, ISBN 0-910714-14-2, S. 260.
  8. a b Gebauer/Buck: Die Fahrgestelle der Personenkraftwagen. Chr. Belser Verlag, Stuttgart 1956, S. 261 ff.
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