Kaliber 155 mm

Französischer Soldat beim Aufzündern auf dem Truppenübungs­platz Grafenwöhr (2013)
Reichweitengesteigerte Granaten im Kaliber 155 mm mit Ladungen

Kaliber 155 mm (selten Kaliber 15,5 cm) ist eine bestimmte Größe für Munition für Artilleriegeschütze.

Das Kaliber 155 mm wurde erstmals bei der Canon de 155 mm long modèle 1877, welche nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 für die französischen Streitkräfte entwickelt wurde, gewählt.

Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Kaliber 155 mm gegenüber größeren oder kleineren Kalibern bei den Landstreitkräften mehr und mehr durchgesetzt und wurde bei den NATO-Mitgliedern zu einem Quasi-Standard. Nur wenige Staaten verfügen noch zusätzlich über 105 mm Artillerie, vor allem für Gebirgs- und Luftlandetruppen, wo das Gewicht eine große Rolle spielt. Das 155 mm Kaliber ist ein Kompromiss zwischen Reichweite, Wirkung, Gewicht und Beweglichkeit. In der Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten und den Ländern des Warschauer Pakts ist auch das Kaliber 152 mm verbreitet.

Bei Schiffsartillerie dominiert inzwischen das Kaliber 127 mm. Diese Geschütze können mit längeren Läufen, z. B. 64 Kaliberlängen ausgestattet werden, zusätzliches Gewicht spielt auf Schiffen kaum eine Rolle. Die konventionellen Geschosse erreichen damit eine Reichweite, die vergleichbar ist mit den 155 mm Selbstfahrlafetten der Landartillerie, haben aber als Vorteil eine deutlich höhere Feuerrate von bis zu 40 Schuss pro Minute und die Anzahl der mitgeführten Geschosse lässt sich erhöhen.

Innerhalb der NATO ist diese Munition mittels STANAG zwecks Interoperabilität genormt. Somit lässt sich die Munition mit verschiedenen Geschützen verschiedener Länder verwenden. Diese Standards haben sich aber auch außerhalb der NATO-Staaten nahezu weltweit verbreitet, außer in den ehemaligen Ländern des Ostblocks. Es gibt verschiedene Munitionsarten, darunter Explosivgeschosse, Leuchtgeschosse, Nebelgeschosse und inerte Geschosse oder Geschosse mit Deutladung für Zielübungen.

Vor allem im Ersten Weltkrieg wurde Artilleriemunition mit unterschiedlichen chemischen Kampfstoffen eingesetzt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg besaßen vor allem die Supermächte große Vorräte an Gasgranaten. Die Organisation für das Verbot chemischer Waffen konnte ein nahezu lückenloses weltweites Verbot von chemischen Kampfstoffen erreichen, seither werden keine Artilleriegranaten im NATO Kaliber mit chemischen Kampfstoffen mehr hergestellt oder bevorratet. Vorhandene Bestände wurden in allen Vertragsländern bis spätestens 2023 vernichtet.

Zur Zeit des Kalten Krieges gab es 155 mm Artilleriegranaten mit einem 2 Kilotonnen Plutonium-Atomsprengkopf. Diese wurden von den Atommächten als Ergebnis von Abrüstungsabkommen inzwischen verschrottet.

Das Übereinkommen über Streumunition trat am 1. August 2010 in Kraft und bezweckt ein Verbot von konventioneller Streumunition. Dem Abkommen sind jedoch viele Länder nicht beigetreten, somit existieren noch Vorräte an solcher 155 mm Artilleriemunition.

Geschoss und Treibladung werden getrennt geladen. Vor dem Schießen wird das Geschoss mit einem Zünder versehen. Zum Schießen wird das Geschoss im Übergangskegel angesetzt und die jeweils benötigten Treibladungsbeutel werden hinter dem Geschoss eingelegt.

Für unterschiedliche Ziele gibt es unterschiedliche Zünder und Geschosse. Moderne Artilleriemunition in diesem Kaliber verwenden HEER oder Extended-Range-Full-Bore-Geschosse.

Die in großen Stückzahlen produzierte Panzerhaubitze M109 hat das Kaliber 155 mm. In Deutschland verwenden unter anderem die Panzerhaubitze 2000 und die Feldhaubitze 70 das Kaliber 155 mm.

Beispiele für Munition

  • Granate M107, mit Splitterwirkung, seit dem Zweiten Weltkrieg
  • M795 ist die Standardmunition der US-Streitkräfte, vor allem für die M109
  • DM121 ist die Standardmunition der Bundeswehr für die Panzerhaubitze 2000
  • Copperhead, für lasermarkierte Ziele. Produktion und Einsatz wurde aus Kostengründen eingestellt
  • SMArt 155, mit zwei Submunitionen gegen gepanzerte Ziele
  • M982 Excalibur, GPS-gelenkte Munition der US Army mit hoher Reichweite

Literatur

  • Guenter Kurt Piehler (Hrsg.): Encyclopedia of Military Science. Sage, Thousand Oaks 2013.
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