Landkreis Bendsburg

4 – neues „Ostoberschlesien“, vor 1939 Teile der Woiwodschaften Kielce und Krakau

Der Landkreis Bendsburg war ein Landkreis im besetzten Polen und entstand nach der deutschen Besetzung Polens im Jahre 1939 durch Umwandlung des polnischen Powiat Będziński. Der deutsche Landkreis Bendsburg, zuvor Będzin/Bandin, bestand bis Anfang 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945:

  • 3 nach der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 verwaltete Städte,
  • sowie 10 Amtsbezirke mit 63 Gemeinden

mit (1931) insgesamt 231.581 Einwohnern.

Verwaltungsgeschichte

Polen

Bei Beginn des Zweiten Weltkrieges gehörte der Powiat Będziński (Powiat (Kreis) mit dem Hauptort Będzin) zur Woiwodschaft Kielce in Polen.

Nach dem Überfall auf Polen und der anschließenden deutschen Besetzung im September 1939 gehörte der polnische Landkreis Będzin vom 26. Oktober 1939 an zunächst zum deutsch verwalteten Generalgouvernement für die besetzten polnischen Gebiete.

Deutsches Reich

Mit dem 20. November 1939 wurde die Grenze zum Generalgouvernement endgültig festgelegt. Dabei wurde der Landkreis Będzin – jetzt „Bedzin“ geschrieben – völkerrechtswidrig Teil des neuen Regierungsbezirkes Kattowitz in der preußischen Provinz Schlesien.

Das Landratsamt war in Bedzin.

Am 29. Dezember 1939 wurde der Landkreis Bedzin vorläufig in Bandin umbenannt. Diese Bezeichnung setzte sich aber nicht durch.

Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus den bisherigen Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln wurde die neue Provinz Oberschlesien gebildet.

Am 21. Mai 1941 wurde der Name des Landkreises zu Bendsburg eingedeutscht.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach wieder ein Teil Polens.

Kommunalverfassung

Nach dem Überfall auf Polen wurden bis 1945 allein die Städte Bendsburg, Czeladź und Dombrowa der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Alle übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst und wurden durch Amtskommissare verwaltet.

Politik

Landkommissar

1939–9999: ?

Landräte

1939–1940: ?
1940–9999: Grotjan (kommissarisch)
1940–1942: Udo Klausa (1910–1998)
1942–9999: Wolf Hieronymus (1909–1994)[1] (vertretungsweise)
1942–1945: Hans Felden (vertretungsweise)

Ortsnamen

Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig die bisher polnischen Ortsnamen weiter.

Zu einer endgültigen Vergabe rein deutscher Ortsbezeichnungen ist es bis Kriegsende nicht mehr gekommen. Diese war aber bis ins Einzelne bereits vorbereitet. Es handelte sich dabei um lautliche Angleichungen, Übersetzungen, Neuschöpfungen oder Verbesserungen der seit 1939 vorläufig gültigen Namen, zum Beispiel:

Holocaust

Die noch verbliebenen rund 7.000 von (1940) 24.495 Juden[2] der Kreishauptstadt Bendsburg wurden ghettoisiert, zur Zwangsarbeit gezwungen und bis 1943 in das vierzig Kilometer entfernte KZ Auschwitz deportiert, unter ihnen die Familie von Rutka Laskier.[3]

Literatur

  • Mary Fulbrook: A small town near Auschwitz. Ordinary Nazis and the Holocaust. Oxford University Press 2012, ISBN 978-0-19-960330-5.

Weblinks

  • Landkreis Bendsburg Verwaltungsgeschichte und die Landräte auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 20. August 2013.
  • Michael Rademacher: Landkreis Bendsburg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900 
  • Territoriale Veränderungen in Deutschland und angrenzenden Gebieten 1874 bis 1945: Landkreis Bendsburg.

Einzelnachweise

  1. Joachim Lilla: Leitende Verwaltungsbeamte und Funktionsträger in Westfalen und Lippe (1918–1945/46), Aschendorff, 2004, S. 178; (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).
  2. Auschwitz-Jahrbuch 1996 zu Geschichte und Wirkung des Holocaust; Frankfurt/Main, New York, Campus, 1996, ISBN 3-593-35441-1; S. 287.
  3. Mary Fulbrook: A small town near Auschwitz. Ordinary Nazis and the Holocaust. Oxford University Press 2012, ISBN 978-0-19-960330-5.
Landkreise und Verwaltungseinheiten in der Provinz Schlesien (1815–1945)

Teilprovinzen: Niederschlesien | Oberschlesien

Regierungsbezirke: Breslau | Kattowitz | Liegnitz | Oppeln | Reichenbach

Kreisfreie Städte: Beuthen O.S. | Breslau | Brieg | Gleiwitz | Glogau | Görlitz | Grünberg i. Schles. | Hindenburg O.S. | Hirschberg i. Rsgb. | Kattowitz | Königshütte | Liegnitz | Neisse | Oppeln | Ratibor | Schweidnitz | Waldenburg (Schles)

Landkreise: Bendsburg | Beuthen | Beuthen-Tarnowitz | Bielitz | Blachstädt | Bolkenhain | Breslau | Brieg | Bunzlau | Cosel | Falkenberg | Frankenstein | Fraustadt | Freystadt | Glatz | Glogau | Goldberg | Goldberg-Haynau | Görlitz | Groß Strehlitz | Groß Wartenberg | Grottkau | Grünberg | Guhrau | Guttentag | Habelschwerdt | Hindenburg | Hirschberg | Hoyerswerda | Ilkenau | Jauer | Kattowitz | Krenau | Kreuzburg | Landeshut | Lauban | Leobschütz | Liegnitz | Löwenberg | Lüben | Lublinitz | Militsch | Münsterberg | Namslau | Neisse | Neumarkt | Neurode | Neustadt | Nimptsch | Oels | Ohlau | Oppeln | Kreis Pleß | Landkreis Pleß | Ratibor | Reichenbach | Rosenberg | Rothenburg | Kreis Rybnik | Landkreis Rybnik | Sagan | Saybusch | Schönau | Schweidnitz | Sprottau | Steinau | Strehlen | Striegau | Tarnowitz | Teschen | Tost-Gleiwitz | Trebnitz | Waldenburg | Warthenau | Wohlau