Patrick Juvet

Patrick Juvet (1976)

Patrick Juvet (* 21. August 1950 in Montreux; † zwischen dem 29. März und dem 1. April 2021 in Barcelona[1]) war ein Schweizer Sänger, Pianist und Songschreiber. Er hat nahezu alle seine Lieder selbst komponiert und nahm zahlreiche Platten in den Bereichen Chanson, Disco und Pop auf. Zu seinen grössten Hits gehören La musica (1972), Sonia, Toujours du cinéma (1973), Rappelle-toi minette (1974), Faut pas rêver (1976), Les bleus au cœur, Où sont les femmes? (1977), I Love America (1978) und Lady Night (1979).[2]

Leben

Juvet begann in den 1970er Jahren in Frankreich als chanteur à minettes, als singender blonder Mädchenschwarm. Seine erste Single Romantiques pas morts erschien 1971. Sein erster Hit La musica wurde in mehreren Sprachen, darunter deutsch und spanisch, in rund zehn Ländern veröffentlicht.[3] Als er 1973 mit dem zusammen mit Pierre Delanoë geschriebenen Lied Je vais me marier, Marie für die Schweiz als Ersatzmann für die disqualifizierte Monica Morell beim Eurovision Song Contest 1973 antrat und abgeschlagen auf dem zwölften Platz landete, schien die europaweite Karriere zunächst beendet zu sein. Anders in Frankreich, wo selbst Je vais me marier, Marie ein Hit war. Hier galt Juvet zunächst als Antwort auf Teen-Idol David Cassidy, dessen Skandalpose auf dem Titel des Rolling Stone er für eine Jugendzeitschrift nachstellte. Beim britischen Glam Rock (David Bowie, T. Rex) machte er nicht nur musikalische Anleihen, er trat ebenfalls in Pailletten und mit Make-up auf und bezeichnete sich als bisexuell. Der Durchbruch zum Superstar gelang ihm Ende 1973 mit einem aufsehenerregenden Auftritt im Pariser Olympia, der in der Reihe Musicorama des beliebten Radiosenders Europe No. 1 ausgestrahlt und wenig später auch als Schallplatte veröffentlicht wurde. Mit seinem Backgroundsänger Daniel Balavoine nahm Juvet das ambitionierte Konzeptalbum Chrysalide auf, während in der Publikumsgunst weiterhin seine eingängigen romantischen Schlager hoch im Kurs standen.

Le lundi au soleil aus seiner Feder wurde ein grosser Erfolg für Claude François und gehörte zu den Hits des Jahres 1972 in Frankreich.[4] Auch Dalida nahm mit L'amour qui venait du froid einen Titel von Juvet auf. Es handelt sich dabei um eine textlich veränderte Version seines Hits Sonia.

Der Imagewechsel gelang dann in Zusammenarbeit mit Jean Michel Jarre, der für die LPs Love (1973), Mort ou vif (1976) und Paris by Night (1977) die meisten Texte schrieb und für die Produktion verantwortlich war. Mit namhaften Studiomusikern (u. a. Lee Ritenour, Klaus Voormann) in US-amerikanischen Studios eingespielt, umfasste das Repertoire von Juvet nun sowohl Balladen als auch Tanznummern wie Où sont les femmes ?, ein Klassiker der französischsprachigen Discomusik.

Seinen grössten kommerziellen Erfolg und weltweiten Ruhm erreichte Juvet 1978 mit dem englischen I Love America (Label Pye Records).[5] In mehr als 15 Ländern, darunter die USA und Grossbritannien, gelangte er in die Hitparaden. Die Produktion trug die prägnante Handschrift der Disco-Routiniers Jacques Morali und Henri Belolo (Village People, Ritchie Family) und zeigte wenig von Juvets Talent als Komponist. Die nachfolgende LP Lady Night (mit einem Cover vom Andy-Warhol-Fotografen Christopher Makos) mit dem gleichnamigen Hit verkaufte sich 1979 nur wieder in Europa gut. Ebenfalls 1979 erschien der von Juvet komponierte Soundtrack zum zweiten David-Hamilton-Film Die Geschichte der Laura M.[6]

Juvet bei den 54. Filmfestspielen von Cannes (2001)

Am Ende der Discowelle war Juvet ausgebrannt und kämpfte mit Drogen- und Alkoholproblemen. Ein Konzeptalbum zwischen Mainstream- und Bombast-Rock floppte. Für seine Rückkehr zum französischen Pop auf Rêves immoraux schrieben ihm Pierre Grillet, Nicolas Peyrac und Jean-Loup Dabadie die Texte. Doch auch mit dieser LP, produziert vom Queen-Produzenten David Richards, konnte Juvet an die früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen. Mehrere Comebackversuche mit gelegentlichen Singleveröffentlichungen in den 1980er Jahren scheiterten. Für sein bislang letztes Album erhielt Juvet 1991 prominente Unterstützung von Marc Lavoine, Luc Plamondon und Françoise Hardy, doch die Verkäufe blieben weit hinter den Erwartungen zurück.

Mehr Aufmerksamkeit wurde ihm im Zuge des Disco-Revivals Mitte der 1990er Jahre zuteil. Seine Best of von 1995 war ein Erfolg in Belgien.[7] Juvet tingelte seither mit einem Medley seiner Hits vornehmlich durch die französische Provinz und gelegentlich durch TV-Shows.

In seiner Autobiographie enthüllte Juvet seine unerwidert gebliebene Liebe zu Jean Michel Jarre. Zuvor war eine gescheiterte Beziehung zur Hollywood-Schauspielerin Melanie Griffith immer wieder Thema der Klatschpresse gewesen.

Juvet wurde am 1. April 2021 in seiner Wohnung in Barcelona im Alter von 70 Jahren tot aufgefunden. Die Autopsie ergab einen Herzstillstand, er wurde in Barcelona kremiert und seine Asche in die Schweiz zurückgeführt.[8]

Trivia

Die französische Punkband Les Wampas veröffentlichte 2000 ein Spottlied auf Patrick Juvet; 2003 trat Juvet in ihrem Video Manu Chao auf.

Diskografie

Alben

  • 1973: La musica
  • 1973: Love
  • 1974: PJ vous raconte son rêve – Olympia 1973
  • 1974: Chrysalide
  • 1976: Mort ou vif
  • 1977: Paris By Night
  • 1978: Got a Feeling – I Love America
  • 1979: Lady Night
  • 1979: Die Geschichte der Laura M (Filmmusik)
  • 1980: Live
  • 1981: Still Alive
  • 1981: Rêves immoraux
  • 1991: Solitudes

Kompilationen

  • 1988: Master Série
  • 1995: Best Of
  • 2000: Best of Disco
  • 2002: L’essentiel

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Goldene Schallplatte

  • Frankreich Frankreich
    • 1978: für das Album Paris By Night
    • 1978: für das Album Got a Feeling – I Love America
  • Kanada Kanada
    • 1978: für die Single Où sont les femmes
Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Auszeichnungen, Verkäufe, Quellen)
Gold Platin Ver­käu­fe Quel­len
 Frankreich (SNEP)  2× Gold2 0! P 200.000 infodisc.fr
 Kanada (MC)  Gold1 0! P 75.000 musiccanada.com
Insgesamt  3× Gold3

Autobiographie

  • 2005: Les bleus au cœur

Weblinks

Commons: Patrick Juvet – Sammlung von Bildern

Quellen

  1. Patrick Juvet est mort: l'interprète de "Où sont les femmes" avait 70 ans. In: huffingtonpost.fr. 1. April 2021, abgerufen am 1. April 2021 (französisch). 
  2. InfoDisc : Les Tubes de chaque Artiste commençant par J. Abgerufen am 5. April 2021. 
  3. Patrick Juvet - La Musica. Abgerufen am 6. April 2021. 
  4. TOP - 1972. Abgerufen am 6. April 2021. 
  5. Patrick Juvet – I Love America. In: Discogs.com
  6. Patrick Juvet - B.O. "Laura, Les Ombres De L'Été". Abgerufen am 5. April 2021. 
  7. Patrick Juvet - Best Of. Abgerufen am 5. April 2021. 
  8. Resultat der Autopsie. In: Télé-Loisirs. 7. April 2021, abgerufen am 22. April 2021. 

1956: Lys Assia | 1957: Lys Assia | 1958: Lys Assia | 1959: Christa Williams | 1960: Anita Traversi | 1961: Franca di Rienzo | 1962: Jean Philippe | 1963: Esther Ofarim | 1964: Anita Traversi | 1965: Yovanna | 1966: Madeleine Pascal | 1967: Géraldine | 1968: Gianni Mascolo | 1969: Paola Del Medico | 1970: Henri Dès | 1971: Peter, Sue & Marc | 1972: Véronique Müller | 1973: Patrick Juvet | 1974: Piera Martell | 1975: Simone Drexel | 1976: Peter, Sue & Marc | 1977: Pepe Lienhard Band | 1978: Carole Vinci | 1979: Peter, Sue & Marc und Pfuri, Gorps & Kniri | 1980: Paola | 1981: Peter, Sue & Marc | 1982: Arlette Zola | 1983: Mariella Farré | 1984: Rainy Day | 1985: Mariella Farré & Pino Gasparini | 1986: Daniela Simons | 1987: Carol Rich | 1988: Céline Dion | 1989: Furbaz | 1990: Egon Egemann | 1991: Sandra Simó | 1992: Daisy Auvray | 1993: Annie Cotton | 1994: Duilio || 1996: Kathy Leander | 1997: Barbara Berta | 1998: Gunvor Guggisberg || 2000: Jane Bogaert || 2002: Francine Jordi || 2004: Piero Esteriore & The MusicStars | 2005: Vanilla Ninja | 2006: six4one | 2007: DJ BoBo | 2008: Paolo Meneguzzi | 2009: Lovebugs | 2010: Michael von der Heide | 2011: Anna Rossinelli | 2012: Sinplus | 2013: Takasa | 2014: Sebalter | 2015: Mélanie René | 2016: Rykka | 2017: Timebelle | 2018: ZiBBZ | 2019: Luca Hänni | 2020: Gjon’s Tears | 2021: Gjon’s Tears | 2022: Marius Bear | 2023: Remo Forrer | 2024: Nemo

Gewinner: Luxemburg Anne-Marie David
2. Platz: Spanien 1945 Mocedades • 3. Platz: Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Cliff Richard

Belgien Nicole & Hugo • Deutschland Bundesrepublik Gitte • Finnland Marion Rung • FrankreichFrankreich Martine Clémenceau • Irland Maxi • Israel Ilanit • Italien Massimo Ranieri • Jugoslawien Zdravko Čolić • Monaco Marie • NiederlandeNiederlande Ben Cramer • Norwegen Bendik Singers • Portugal Fernando Tordo • SchwedenSchweden Nova • Schweiz Patrick Juvet

Normdaten (Person): GND: 130048402 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n92104685 | VIAF: 18320746 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Juvet, Patrick
KURZBESCHREIBUNG Schweizer Sänger, Pianist und Songschreiber
GEBURTSDATUM 21. August 1950
GEBURTSORT Montreux, Schweiz
STERBEDATUM zwischen 29. März 2021 und 1. April 2021
STERBEORT Barcelona, Spanien