Williams FW11

Williams FW11
Williams FW11 Honda

Williams FW11 Honda

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Designer: Patrick Head, Frank Dernie
Vorgänger: Williams FW10
Nachfolger: Williams FW12
Technische Spezifikationen
Chassis: Monocoque aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff
Radstand: 2794 mm (1986)
Gewicht: 540 kg
Reifen: Goodyear
Benzin: Mobil
Statistik
Fahrer: Vereinigtes Konigreich Nigel Mansell
Brasilien Nelson Piquet
Erster Start: Großer Preis von Brasilien 1986
Letzter Start: Großer Preis von Australien 1987
Starts Siege Poles SR
32 18 16 17
WM-Punkte: 141 / 137
Podestplätze: 19 / 18
Führungsrunden:
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Der FW11 ist ein Rennwagen, den das Williams-F1-Team in der Formel-1-Saison 1986 einsetzte. Eine leicht modifizierte Version, der FW11B, folgte in der Saison 1987. 1986 war der FW11 der dominante Wagen im Feld und erzielte neun Siege. Williams-Honda gewann damit die Konstrukteursweltmeisterschaft; den Fahrertitel verteidigte jedoch McLaren-Fahrer Alain Prost. 1987 errang der FW11B erneut neun Siege, Williams-Honda gewann erneut den Konstrukteurstitel und Nelson Piquet erzielte seinen letzten von insgesamt drei WM-Titeln.

Hintergrund

Das Team Williams war Ende der Saison 1983 eine Partnerschaft mit dem japanischen Hersteller Honda eingegangen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten stellten sich erste Erfolge ein und gegen Ende der Saison 1985 entwickelte sich der turbogeladene Honda-Motor zum führenden Antrieb im Teilnehmerfeld. Die beiden Williams-Fahrer Keke Rosberg und Nigel Mansell gewannen fünf Rennen. Rosberg verließ am Saisonende das Team und ging zu McLaren, dafür wurde, auch auf Betreiben Hondas, für die neue Saison der zweimalige Weltmeister Nelson Piquet als neuer Nummer-1-Fahrer verpflichtet. Mansell verblieb als zweiter Fahrer im Team.

Entwurf und Konstruktion des FW11

Der FW11 wurde von Patrick Head und Frank Dernie entworfen. Er hatte einen Honda-V6-1,5-Liter-Turbomotor, ein manuell zu schaltendes Sechsganggetriebe von Hewland und Karbon-Bremsscheiben. Um das veränderte Reglement zu erfüllen, das eine reduzierte maximale Treibstoffmenge von 195 Litern (statt vormals 200 Litern) vorsah, entwarf Williams zusammen mit Benzinlieferant Mobil eine schmalere Benzinkammer. Dies ermöglichte (im direkten Vergleich zum FW10-Vorgängermodell) auch ein deutlich niedrigeres Auto mit einem günstigeren aerodynamischen Schwerpunkt. Die Karosserie so schmal und niedrig wie möglich zu gestalten, war laut Aerodynamiker Frank Dernie eine wesentliche Vorgabe beim Entwurf des FW11, denn im Vergleich zu den Motoren der direkten Konkurrenten Renault und TAG-Porsche hatte der Honda-Motor größere Ausmaße.[1] Honda steuerte zusätzlich ein neues Motor-Management-System bei, das eine direkte Telemetrie-Übertragung vom Auto in die Box ermöglichte.[2] Der Honda-Motor leistete unter Rennbedingungen 900 bhp; er konnte mit vier verschiedenen Ladedruckeinstellungen gefahren werden. Dazu kam als Neuerung der eingebaute Sprechfunk, der während des Rennens einen Austausch zwischen Fahrer und Boxenleitstand ermöglichte.

Williams FW11 mit dem Honda RA166E-Motor

Saisonverlauf 1986

Vor Saisonbeginn zog sich Teambesitzer Frank Williams bei einem Autounfall lebensbedrohliche Verletzungen zu. Patrick Head übernahm in seiner Vertretung die Teamleitung. Im Saisonverlauf gewann das Team neun Rennen, Mansell fünf, Piquet vier. Intern entwickelte sich eine harte Rivalität zwischen den Fahrern Nelson Piquet und Nigel Mansell; Piquet als Nummer-1-Fahrer zeigte sich unzufrieden, dass das Team ihm keinen bevorzugten Status einräumte. Vor dem Saisonfinale im australischen Adelaide hatten beide ebenso wie Alain Prost im McLaren-TAG die Möglichkeit, Weltmeister zu werden; WM-Führer Mansell verlor durch einen geplatzten Hinterreifen alle Titelchancen. Piquet wurde nach dem in der Folge erzwungenen Boxenstopp nur Zweiter hinter dem Sieger Prost, der so seinen zweiten Titel gewann.[3]

FW11B

Ursprünglich war für die Saison 1987 eine Neukonstruktion geplant. Williams setzte jedoch eine wenig abgewandelte B-Version des FW11 ein, nachdem Honda den für 1987 erwarteten niedrigeren Motor mit tieferem Schwerpunkt nicht lieferte. Unter anderem sollte der Ölfilter an der Seite statt unter der Kurbelwelle liegen. Das zu diesem Motor passende Fahrzeug war fast fertig entwickelt, als klar wurde, dass es bei dem alten, höheren Typ bleiben würde. So musste die überarbeitete Konstruktion aus dem Vorjahr weiter verwendet werden.[A 1] Die letztlich vorgestellte B-Version des FW11 hatte ein innen neu gestaltetes Cockpit mit einer noch tiefer liegenden Sitzposition des Fahrers, das so den Luftstrom zum Heckflügel verbesserte. Dadurch war der Abtrieb des FW11B im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich stärker, ohne mehr Luftwiderstand zu erzeugen. Honda lieferte im Laufe der Saison mit dem RA168G eine weitere Ausbaustufe seines Motors, der zunächst 13.000 Umdrehungen pro Minute und 950 bhp leisten konnte. Laut Projektleiter Osamu Goto wurden während der Saison vier verschiedene Ausbaustufen des RA168G genutzt.[4] Diese Motoren waren noch einmal günstiger im Benzinverbrauch als die vorherigen Modelle.

Saisonverlauf 1987

Der Williams FW11B Honda Turbo

Mit der leicht modifizierten B-Version des FW11 dominierte Williams auch die Saison 1987. Mansell gewann sechs Rennen. Piquet, der beim Rennwochenende von Imola einen schweren Trainingsunfall in der Tamburello-Kurve hatte und danach während der ganzen Saison unter Beeinträchtigungen litt, gewann drei Rennen. Dennoch war Piquets Leistung als Fahrer im Saisonverlauf weniger schwankend, während Mansell durch (eigenverursachte) Unfälle und technische Schäden zurückgeworfen wurde. Gegen Ende der Saison nutzte Piquet an seinem Auto die aktive Radaufhängung und gewann damit den Großen Preis von Italien; Mansell dagegen war nach unguten Erfahrungen mit der neuen Technik skeptisch und fuhr mit konventioneller Aufhängung.[5] Piquet gewann beim vorletzten Lauf in Japan kampflos den Fahrertitel, nachdem Mansell nach einem Unfall im freien Training verletzungsbedingt nicht an den Start gehen konnte. Er wurde im letzten Rennen durch Riccardo Patrese ersetzt. Dazu verteidigte das Team komfortabel die Konstrukteursweltmeisterschaft. Honda beendete die Partnerschaft jedoch am Ende des Jahres und entschied sich, 1988 McLaren und Lotus zu beliefern. Teamchef Frank Williams führte diese Entscheidung unter anderem auf Hondas Misstrauen in seine Fähigkeit zurück, das Team nach seiner unfallbedingten Querschnittslähmung weiter effektiv zu leiten.[6]

Literatur

  • Alan Henry: The Turbo Years. Crowood Press, Swindon, 1990. ISBN 1-85223-397-4.
  • Peter Higham: Formula 1: Car by Car 1980-89. RACE POINT PUB, London 2018, ISBN 978-1-910505-23-6.

Weblinks

Commons: Williams FW11 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Williams FW11 - Honda RA163FV6
  • Williams FW11B Honda
  • Piquet and Mansell on their rivalry

Einzelnachweise

  1. Alan Henry: The Turbo Years. Crowood Press, Swindon, 1990. S. 211 f.
  2. Alan Henry: The Turbo Years. Crowood Press, Swindon, 1990. S. 213.
  3. Lunch with... Patrick Head. motorsportmagazine, 1. März 2012, abgerufen am 25. März 2019. 
  4. Alan Henry: The Turbo Years. Crowood Press, Swindon, 1990. S. 235.
  5. Love him, hate him... He didn't give a damn. motorsportmagazine, 1. Dezember 2013, abgerufen am 25. März 2019. 
  6. Maurice Hamilton: Frank Williams. The inside story of the man behind the cars. Macmillan, London 1998, S. 174.

Anmerkungen

  1. Patrick Head zitiert nach F150: Formel 1: 50 goldene Jahre Band II. Harrow 1999, S. 102 f.: „Der Honda-Motor hatte eine höhere Kurbelwelle, weil sich darunter ein Ölfilter befand, und ich machte ihnen das Leben schwer, weil sie ihren gesamten Motor auf diesen Filter gesetzt hatten. Warum bauten sie den Filter nicht an die Seite und legten den ganzen Motor tiefer? Ende 1986 fuhr ich nach Japan zu einem gemeinsamen Meeting mit Honda und Gérard Ducarouge, weil auch Lotus 1987 den Honda-Motor einsetzen wollte. Der Mann von Honda zeigte mir ein zusammengeschweißtes Kurbelgehäuse mit einer Unterplatte und dem Filter an der Seite. Das Ding lief über dem Dynamometer [gemeint ist ein Motorenprüfstand]. Er hatte mit dieser superniedrigen Kurbelwelle versucht, den Motor niedriger zu gestalten. Ich wusste, dass er daran arbeitete, und da wir davon ausgingen, dass dies die Grundlage für einen neuen Motor darstellte, hatten wir ein neues, wesentlich kleineres und kompakteres Auto für 1987 konzipiert. Ich war wirklich sauer, als Ducarouge sagte: ‚Nein, nein, nein, sowas brauchen wir nicht.‘ Also blieb Honda bei dem alten Motor und wir konnten den geplanten FW12 für 1987 nur noch verschrotten. Wir waren mit dem Design bereits sehr weit fortgeschritten, und es war November, als Honda den niedrigen Motor verschrottete – den sie dann 1988 mit dem McLaren vorstellten, als sie uns den Rücken kehrten.“
Formel-1-Rennwagen von Williams

Frank Williams Racing Cars
1972–1976: Politoys FX3 | Iso-Marlboro FX3B | Iso-Marlboro IR1 | Iso-Marlboro IR2 | Iso-Marlboro FW01 | Iso-Marlboro FW02 | Iso-Marlboro FW03 | FW02 | FW03 | Apollon-Williams FW03 | FW04 | FW05

Williams Grand Prix Engineering/Williams F1
1978–1984: FW06 | FW07 | FW07B | FW07C | FW08 | FW08B | FW08C | FW09

1985–1990: FW10 | FW11 | FW11B | FW12 | FW12C | FW13 | FW13B

1991–2000: FW14 | FW14B | FW15C | FW16 | FW17 | FW18 | FW19 | FW20 | FW21 | FW22

2001–2010: FW23 | FW24 | FW25 | FW26 | FW27 | FW28 | FW29 | FW30 | FW31 | FW32

2011–2020: FW33 | FW34 | FW35 | FW36 | FW37 | FW38 | FW40 | FW41 | FW42 | FW43

ab 2021: FW43B | FW44 | FW45

Liste der Formel-1-Rennwagen von Williams

Formel-1-Rennwagen, mit denen die FIA-Fahrerweltmeisterschaft gewonnen wurde

Formel-1-Rennwagen, mit denen die, seit 1950 ausgetragene FIA-Fahrerweltmeisterschaft gewonnen wurde

Überblick: Liste der Formel-1-Rennwagen, mit denen die Fahrerweltmeisterschaft gewonnen wurde

1950–1960:
1950: Alfa Romeo Tipo 158 Alfetta | 1951: Alfa Romeo Tipo 158/159 | 1952: Ferrari 500 | 1953: Ferrari 500 | 1954: Mercedes-Benz W 196 | 1955: Mercedes-Benz W 196 | 1956: Ferrari D50 | 1957: Maserati 250F | 1958: Ferrari Dino 246F1 | 1959: Cooper T51 | 1960: Cooper T53

1961–1970:
1961: Ferrari 156 | 1962: BRM P57 | 1963: Lotus 25 | 1964: Ferrari 158 | 1965: Lotus 33 | 1966: Brabham BT19 | 1967: Brabham BT24 | 1968: Lotus 49B | 1969: Matra MS80 | 1970: Lotus 72

1971–1980:
1971: Tyrrell 003 | 1972: Lotus 72D | 1973: Tyrrell 006 | 1974: McLaren M23B | 1975: Ferrari 312T | 1976: McLaren M23D | 1977: Ferrari 312T2 | 1978: Lotus 79 | 1979: Ferrari 312T4 | 1980: Williams FW07

1981–1990:
1981: Brabham BT49C | 1982: Williams FW08 | 1983: Brabham BT52 | 1984: McLaren MP4/2 | 1985: McLaren MP4/2B | 1986: McLaren MP4/2C | 1987: Williams FW11B | 1988: McLaren MP4/4 | 1989: McLaren MP4/5 | 1990: McLaren MP4/5B

1991–2000:
1991: McLaren MP4/6 | 1992: Williams FW14B | 1993: Williams FW15C | 1994: Benetton B194 | 1995: Benetton B195 | 1996: Williams FW18 | 1997: Williams FW19 | 1998: McLaren MP4/13 | 1999: McLaren MP4/14 | 2000: Ferrari F1-2000

2001–2010:
2001: Ferrari F2001 | 2002: Ferrari F2002 | 2003: Ferrari F2003-GA | 2004: Ferrari F2004 | 2005: Renault R25 | 2006: Renault R26 | 2007: Ferrari F2007 | 2008: McLaren MP4-23 | 2009: Brawn BGP 001 | 2010: Red Bull RB6

2011–2020:
2011: Red Bull RB7 | 2012: Red Bull RB8 | 2013: Red Bull RB9 | 2014: Mercedes F1 W05 Hybrid | 2015: Mercedes F1 W06 Hybrid | 2016: Mercedes F1 W07 Hybrid | 2017: Mercedes-AMG F1 W08 EQ Power+ | 2018: Mercedes-AMG F1 W09 EQ Power+ | 2019: Mercedes-AMG F1 W10 EQ Power+ | 2020: Mercedes-AMG F1 W11 EQ Performance

2021–2023:
2021: Red Bull Racing RB16B | 2022: Red Bull Racing RB18 | 2023: Red Bull Racing RB19