Heinz Richter (Radsportler)

Heinz Richter (vorn) 1967

Heinz Richter (* 24. Juli 1947 in Schlegel) ist ein ehemaliger Radrennfahrer aus der DDR. 1972 gewann er eine olympische Silbermedaille in der Mannschaftsverfolgung.

Leben

Richter begann als Eishockeyspieler in Zittau und wechselte mit 17 Jahren zum Radsport. Nachdem er 1964 Dritter und 1965 Zweiter der DDR-Jugendmeisterschaft im Einzelstraßenfahren geworden war, wechselte er 1966 zum SC Dynamo Berlin, wo er bei Rolf Nitzsche trainierte, der ursprünglich ebenfalls aus Zittau kam. 1967 gewann Richter drei DDR-Meistertitel: im Zeitfahren über 1000 Meter, in der Einerverfolgung und in der Mannschaftsverfolgung. Alle Titel konnte Richter im darauf folgenden Jahr erfolgreich verteidigen. Bei den Olympischen Sommerspielen 1968 in Mexiko-Stadt schied er mit dem DDR-Vierer in der ersten Runde der Mannschaftsverfolgung aus, im Zeitfahren belegte er den zehnten Platz.

Für die Bahn-Länderauswahl der DDR fuhr Richter 1969 drei Länderkampfe gegen die Niederlande, Italien und die UdSSR in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung. Zusammen mit Thomas Huschke, Bernhard Gruner und Bernd Schreiber gewannen er alle drei Rennen. Gegen Italien fuhr der DDR-Vierer mit 4:29,4 Minuten neuen deutschen Rekord der DDR sowie Weltjahresbestleistung für Zementbahnen.[1] Am Ende der jeweiligen Vergleiche siegte die DDR 8:7 gegen die Niederlande, 8,5:6,5 gegen Italien und verlor 8,5:9,5 gegen die UdSSR.[2][1][3] Im August 1969 startete Richter bei der Bahn-Weltmeisterschaft in Brünn im Wettbewerb der 4000-m-Mannschaftsverfolgung. In der gleichen Besetzung wie bei den vorangegangenen Länderkämpfen (Huschke, H. Richter, Gruner, Schreiber) erreichte die DDR-Mannschaft in der Qualifikation in 4:37,13 Minuten den fünften Platz. Im Viertelfinale traf der Vierer dann auf die UdSSR. Trotz einer Steigerung auf 4:32,73 Minuten verlor die DDR-Mannschaft um 81 Hundertstelsekunden gegen die UdSSR und verpasste somit den Einzug ins Halbfinale.[4] In der Einerverfolgung kam er auf den 13. Rang. Im gleichen Jahr gewann Heinz Richter seinen dritten DDR-Titel im Zeitfahren und in der Einzelverfolgung.

Von 1970 bis 1972 erkämpfte er dreimal in Folge den DDR-Titel im Zweier-Mannschaftsfahren zusammen mit Thomas Huschke. Bei der Weltmeisterschaft 1970 erreichten Thomas Huschke, Heinz Richter, Herbert Richter und Manfred Ulbricht das Finale in der Mannschaftsverfolgung, nach dem Sieg des bundesdeutschen Vierers erhielt Richter mit Silber seine erste internationale Medaille. Ein Jahr später standen sich im Finale die Vierer aus Italien und aus der DDR gegenüber; Huschke, Herbert Richter, Heinz Richter und Uwe Unterwalder belegten erneut den zweiten Platz. Die dritte Silbermedaille beim Jahreshöhepunkt in Folge gewann der DDR-Vierer in der gleichen Besetzung wie 1971 bei den Olympischen Spielen in München hinter dem Vierer aus der Bundesrepublik Deutschland.

Heinz Richter, genannt „Heiri“, war gelernter Betriebsschlosser. Seine Schlosserlehre hatte er im Ost-Berliner RAW in der Revaler Straße absolviert.[5] Nach seiner sportlichen Karriere wechselte er von der Volkspolizei zur Volksarmee und war dort Radsporttrainer in Prora. Nach der Wende in der DDR eröffnete er einen Fahrradladen in Bergen auf Rügen.

1972 wurde er für seine sportlichen Leistungen mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze ausgezeichnet.

Literatur

  • Volker Kluge: Lexikon Sportler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2009, ISBN 978-3-355-01759-6.

Einzelnachweise

  1. a b Der Radsportler, Ausgabe vom 25. Juli 1969, Seite 8, Azzurri wurden um eine Hoffnung ärmer, Herausgeber: Deutscher Radsport-Verband der DDR
  2. Der Radsportler, Ausgabe vom 11. Juni 1969, Seite 3, Schwer erkämpftes 8:7 gegen die Niederlande, Herausgeber: Deutscher Radsport-Verband der DDR
  3. Der Radsportler, Ausgabe vom 1. August 1969, Seite 8 f., Knappe Niederlage gegen UdSSR, Herausgeber: Deutscher Radsport-Verband der DDR
  4. Der Radsportler, Ausgabe vom 29. August 1969, Seite 4 f., Der Siegeszug unseres Tandems, Herausgeber: Deutscher Radsport-Verband der DDR
  5. Die Talente bewähren sich. In: Berliner Zeitung, 9. Juli 1966, S. 6.

Weblinks

  • Heinz Richter in der Datenbank von Radsportseiten.net
  • Heinz Richter in der Datenbank von Olympedia.org (englisch)
  • Heinz Richter in der Datenbank von FirstCycling.com
  • Radweltmeisterschaften in der Mannschaftsverfolgung
  • DDR-Meisterschaften in der Verfolgung
  • DDR-Meisterschaften 1000-Meter-Zeitfahren
  • Gesichter der Insel Rügen: Heinz Richter (Abgerufen am 27. Januar 2017).

1949 Horst Weinschenk | 1950 Lothar Wottka | 1951 Günter Oldenburg | 1952, 1953, 1954 Gerhard Löffler | 1955 W. Gröger | 1956–1959 Siegfried Köhler | 1960 Wolfgang Jaeger | 1961, 1962, 1964 Rudolf Franz | 1963 Horst Staps | 1965, 1966 Klaus Ampler | 1967–1969 Heinz Richter | 1970, 1971, 1975 Thomas Huschke | 1972 Ronald Spliesgardt | 1973, 1974 Wolfgang Lötzsch | 1976–1978 Norbert Dürpisch | 1979 Volker Winkler | 1980 Harald Wolf | 1981 Detlef Macha | 1982, 1983, 1986–1988 Bernd Dittert | 1989 Steffen Blochwitz

DDR-Meister im 1000-Meter-Zeitfahren

1949 Bruno Zieger | 1950 Helmut Richard Körnig | 1951, 1952 Günter Oldenburg | 1953 Werner Malitz | 1954 Heinz Wahl | 1955 Heinz Drescher | 1956 Helmut Lehmann | 1957 Rolf Nitzsche | 1959 Klaus Lewandowski | 1960 Konrad Nentwig | 1961, 1966 Erhard Hancke | 1962 Erhard Pesch | 1963–1965 Hans-Jürgen Klunker | 1967–1969 Heinz Richter | 1970, 1971, 1974 Klaus-Jürgen Grünke | 1972 Hartmut Ehrlich | 1973 Jürgen Schütze | 1974 Harald Wolf | 1975, 1976, 1982 Emanuel Raasch | 1977, 1978, 1983 Lothar Thoms | 1979, 1980 Peter Grünke | 1981, 1984, 1986, 1988 Maic Malchow | 1985 Detlef Uibel | 1987, 1989 Jens Glücklich

1949 Horst Heinemann/Paul Scherner | 1950 Bruno Zieger/Georg Stoltze | 1951 Günter Oldenburg/Heinz Busse | 1952 Rolf Nitzsche/Heinz Rölke | 1953 Günter Fleck/Erich Mähne | 1954 Jürgen Simon/Schmidt | 1955 Ronald Maraun/Fritz Jährling | 1956 Horst Tüller/Fritz Jährling | 1957 Heinz Wahl/Hans Wagner | 1958 Siegfried Köhler/Werner Malitz | 1959 Rainer Pluskat/Harry Seidel | 1960 Konrad Irmschler/Konrad Nentwig | 1961, 1963, 1965–1967 Siegfried Köhler/Wolfgang Schmelzer | 1962 Bernd Barleben/Manfred Klieme | 1964 Kurt Pommerenke/Jürgen Wanzlick | 1968 Heinz Richter/Günter Weihe | 1969 Hans-Joachim Haustein/Horst Willgruber | 1970–1972 Heinz Richter/Thomas Huschke | 1973 Manfred Ulbricht/Herbert Richter | 1974 Klaus-Dieter Greil/Horst Wagner | 1975 Helmut Taudte/Klaus-Dieter Schenk | 1976 Thomas Huschke/Uwe Unterwalder | 1979 Helmut Taudte/Thomas Helbig | 1980 Volker Winkler/Dieter Stein | 1981 Dieter Stein/Frank Kühn | 1982 Hans-Joachim Pohl/Thomas Schnelle | 1983 Gerald Mortag/Jörg Köhler | 1984 Axel Grosser/Jens Wittek

Gewinner des Radrennens Berlin–Angermünde–Berlin

1949 Kurt Plitt | 1950 Horst Rauschenberger | 1951 Rudi Fensl | 1952 Rudi Kirchhoff | 1953 Horst Gaede | 1954 Bernhard Trefflich | 1955 Werner Malitz | 1956 Roland Henning | 1957 Heinz Wahl | 1958 Georg Stoltze | 1959 Günter Schumann | 1960 Rolf Töpfer | 1961 Dieter Ruthenberg | 1963 Lothar Höhne | 1964 Rainer Marks | 1965 Günter Hoffmann | 1966 Erhard Hancke | 1967 Heinz Richter | 1968 Norbert Wiechmann | 1969 Lothar Appler | 1970 Axel Peschel | 1971 Manfred Dähne | 1972 Lothar Grüner | 1973 Norbert Dürpisch | 1974 Eberhard Schimbor | 1975 Wolfram Kühn | 1976 Detlef Böhnisch | 1977, 1980 Dieter Stein | 1978 Peter Koch | 1979 Andreas Neuer | 1981 Mathias Kittel | 1982 Martin Goetze | 1983 Hans-Joachim Meisch | 1984 Uwe Raab | 1985 Frank Jesse | 1986 Thomas Barth | 1988 Andreas Lux | 1989 Michael Stück | 1990 David Pots

Das Radrennen Berlin–Angermünde–Berlin wurde nicht durchgängig ausgetragen.

Personendaten
NAME Richter, Heinz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Radrennfahrer
GEBURTSDATUM 24. Juli 1947
GEBURTSORT Schlegel