Tzannis Tzannetakis

Tzannis Tzannetakis (griechisch: Τζαννής Τζαννετάκης; * 13. September 1927 in Gythio, Lakonien; † 1. April 2010 in Athen) war ein griechischer Politiker und im Jahr 1989 kurzzeitig Premierminister.

Marineoffizier und Griechische Militärdiktatur

Tzannetakis schlug eine Laufbahn bei der Marine ein. Nach der Absolvierung der Marineakademie war er als Marineoffizier Kommandant des Kanonenbootes Lakos und später eines U-Bootes. Einen Tag nach dem Putsch durch Oberst Georgios Papadopoulos am 22. April 1967 nahm er seinen Abschied aus dem aktiven Militärdienst. Während der durch Papadopoulos errichteten Militärdiktatur befand er sich zwischen 1969 und 1971 in Haft. Anschließend ging er ins Exil.

Politische Laufbahn

Abgeordneter und ND-Funktionär

Nach dem Ende der Militärdiktatur 1974 trat Tzannetakis der von Konstantinos Karamanlis gegründeten Nea Dimokratia (ND) bei. Von 1974 bis 1977 war er Generalsekretär der Griechischen Tourismusagentur (EOT). Seine eigentliche politische Laufbahn begann er 1977 mit der Wahl zum Abgeordneten der Nationalversammlung, in der er seitdem die Interessen der ND für Wahlkreise in Athen vertrat. In der derzeitigen Nationalversammlung war er Mitglied des Ausschusses für Kultur und Unterricht.

1982 kandidierte er erfolglos für das Amt des Oberbürgermeisters von Athen. Anschließend war er vier Jahre Leiter der Kommunalpolitischen Abteilung der ND sowie später mehrfach Manager der Wahlkampagnen der ND (1989, 1993 und 1996).

Minister und Premierminister

Von Mai 1980 bis zur Niederlage der ND gegen die PASOK im Oktober 1981 war Tzannetakis Bauminister im Kabinett von Georgios Rallis.

Nach dem Wahlsieg der ND bei den Parlamentswahlen vom Juni wurde er am 2. Juli 1989 als Nachfolger von Andreas Papandreou Premierminister, da der damalige Parteivorsitzende der ND Konstantinos Mitsotakis wegen einer zuvor durch die PASOK verabschiedeten Wahlrechtsreform keine Ein-Parteien-Regierung formen konnte und keine Koalitionsregierung bilden wollte. Tzannetakis bildete eine Koalitionsregierung mit dem Linksbündnis Synaspismos, dem damals auch noch die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE) angehörte. In seinem Kabinett war er zugleich Außenminister. Vom 2. Juli 1989 bis zum 13. Februar 1990 war er auch Tourismusminister. Nachdem Synaspismos seine Unterstützung aufgekündigt hatte, trat Tzannetakis am 11. Oktober 1989 als Premierminister zurück.

Bei den anschließenden Parlamentswahlen erreichte die ND 46 Prozent der Stimmen und lag somit vor der PASOK, die 40 Prozent der Stimmen erhielt. Im Kabinett des auf seinen Nachfolger Ioannis Grivas nachfolgenden Xenophon Zolotas, der am 23. November 1989 eine „Koalition der Vernunft“ mit den drei in der Nationalversammlung vertretenen Parteien (ND, PASOK und Synaspismos) bildete, war er Minister für Nationale Verteidigung und Tourismus. Nachdem auch diese Koalition wegen Meinungsverschiedenheiten bereits nach vier Monaten am 11. April 1990 zurücktrat, ging die ND mit 8 Prozent Stimmenvorsprung vor der PASOK aus den dritten Parlamentswahlen innerhalb eines Jahres hervor.

In dem anschließenden mit nur zwei Stimmen Mehrheit regierenden Kabinett unter dem Vorsitzenden der ND, Konstantinos Mitsotakis, war Tzannetakis bis zum 13. Oktober 1993 Stellvertretender Premierminister und Staatsminister. Zeitweise (1990 bis 1991) war er auch Kulturminister.

Veröffentlichungen

Tzannetakis übersetzte auch Werke des Brahmanismus und über die Religion des Manichäismus ins Griechische und veröffentlichte Werke über Indien wie

  • Mani. 1973 (Übersetzung eines Buches von Patrick Leigh Fermor)
  • Upanishaden. 1991 (Übersetzung)
  • Choros esti tes agoras. 1994
  • India: Another Way of Life. 1998

Biographische Quellen und Hintergrundinformationen

  • Biographie auf der Homepage der Nationalversammlung
  • Ministerliste des Kabinetts 1989
  • World Notes Greece. Artikel im TIME-Magazine vom 17. Juli 1989
VorgängerAmtNachfolger
Andreas PapandreouPremierminister von Griechenland
1989
Ioannis Grivas

Ministerpräsident: Konstantinos Mitsotakis
Stellvertretende Ministerpräsidenten: Tzannis Tzannetakis, Athanasios Kanellopoulos (bis 21. Februar 1992)
Minister:
Außenminister: Andonis Samaras ab 14. April 1992: Konstantinos Mitsotakis ab 7. August 1992: Michalis Papakonstantinou
Verteidigungsminister: Ioannis Varvitsiotis
Minister beim Ministerpräsidenten: Miltiadis Evert ab 31. Oktober 1991: Sotirios Kouvelas
Wirtschaftsminister: Georgios Souflias ab 1. Oktober 1990: Konstantinos Mitsotakis ab 8. August 1991: Efthymios Christodoulos ab 17. Februar 1992: Stefanos Manos ab 7. August 1992:
Finanzminister: Ioannis Paleokrassas ab 7. August 1992: Stefanos Manos
Innenminister: Sotirios Kouvelas ab 8. August 1991: Nikolaos Kleitos ab 3. Dezember 1992: Ioannis Kefalogiannis ab 14. September 1993: Ioannis Georgakis
Minister für Öffentliche Ordnung: Ioannis Vasiliadis ab 8. August 1991: Theodoros Agnostopoulos ab 3. Dezember 1992: Nikolaos Gelestathis ab 14. September 1993: Dimitrios Manikas
Kulturminister: Tzannis Tzannetakis ab 8. August 1991: Anna Psaroula-Benaki ab 7. Dezember 1992: Dora Bakogianni
Landwirtschaftsminister: Michalis Papakonstantinou ab 8. August 1991: Sotirios Kouvelas ab 31. Oktober 1991: Sotirios Chatzigakis ab 27. November 1992: Christos Koskinas
Justizminister: Athanasios Kanellopoulos ab 8. August 1991: Michalis Papakonstantinou ab 7. August 1992: Ioannis Varvitsiotis ab 3. Dezember 1992: Anna Psaroula-Benaki ab 14. September 1993: Georgios Plagianakos
Minister für Nationale Bildung und Religiöse Angelegenheiten: Vasilios Kondogiannopoulos ab 10. Januar 1991: Georgios Souflias
Arbeitsminister: Aristidis Kalantzakos
Minister für Gesundheit und Soziale Sicherheit: Marietta Giannakou ab 8. August 1991: Georgios Sourlas ab 3. Dezember 1992: Dimitrios Sioufas
Minister für Industrie, Energie und Technologie bis 8. August 1991: Stavros Dimas Handelsminister bis 8. August 1991: Athanasios Xarchas
Minister für Handel, Industrie, Energie und Technologie ab 8. August 1991: Andreas Andrianopoulos ab 7. August 1992: Ioannis Paleokrassas ab 3. Dezember 1992: Vasilios Kondogiannopoulos
Minister für Transport und Kommunikation: Nikolaos Gelestathis ab 3. Dezember 1992: Theodoros Anagostopoulos
Handelsmarineminister: Konstantinos Mitsotakis ab 1. Oktober 1990: Aristotelis Pavlidis ab 3. Dezember 1992: Alexandros Papadongas
Ägäisminister: Georgios Misailidis ab 8. August 1991: Konstantinos Mitsotakis
Minister für Umwelt, Raumordnung und öffentliche Arbeiten: Stefanos Manos ab 8. August 1991: Achilleas Karamanlis
Minister für Makedonien und Thrakien: Georgios Tzitzikostas ab 8. August 1991: Panagiotis Chatzinikolaou | Tourismusminister Georgios Souflias ab Mai 1990: Ioannis Kefalogiannis | Staatsminister ab 7. August 1992: Andreas Andrianopoulos | Minister ohne Geschäftsbereich: Ioannis Kefalogiannis

Normdaten (Person): GND: 1162077743 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: nr96006688 | VIAF: 22038768 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Tzannetakis, Tzannis
KURZBESCHREIBUNG griechischer Politiker; Ministerpräsident Griechenlands (1989)
GEBURTSDATUM 13. September 1927
GEBURTSORT Gythio, Lakonien, Griechenland
STERBEDATUM 1. April 2010
STERBEORT Athen